Allianz für Gesundheitskompetenz definiert Ziele

Allianz für Gesundheitskompetenz definiert Ziele

Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, gesundheitsrelevante Informationen suchen, finden, auf ihre Qualität hin beurteilen und für die eigene Situation anwenden zu können. Sie ist damit ein Schlüssel für Gesundheit und eine grundlegende Voraussetzung für einen gesunden Lebensstil und ein hohes Maß an Lebensqualität. Sie ist zudem von zentraler Bedeutung, damit sich Bürgerinnen und Bürger im Gesundheitswesen zurechtfinden können und wissen, wo und wie sie sowohl Angebote der Prävention und Gesundheitsförderung als auch schnelle und professionelle Hilfe im Krankheitsfall finden können.

Die Allianz für Gesundheitskompetenz, in der sich der SVH seit längerem engagiert, verschreibt sich dem Ziel, die Gesundheitskompetenz in der gesamten Bevölkerung zu stärken und weiter zu fördern. Damit dies gelingt, soll die Gesundheitskompetenz auf verschiedenen Ebenen adressiert werden. Auf diese Ziele und Schwerpunkte hat die Allianz sich in ihrer „Roadmap Gesundheitskompetenz 2024“ verständigt:

1.  Die Organisationen des Gesundheitswesens gesundheitskompetenter machen

Die Allianz-Partner wollen die Einrichtungen des Gesundheitswesens und der Pflege gesundheitskompetenter machen und hier eine stärkere strukturelle Verankerung der Gesundheitskompetenz erreichen.

Eine mangelnde Gesundheitskompetenz im Hinblick auf die „Navigation“ durch das Gesundheitswesen ist sowohl ein Problem der Bürgerinnen und Bürger als auch eine Herausforderung für die patientenorientierte Gestaltung der Organisationen und Einrichtungen des Gesundheitswesens. Dies betrifft insbesondere die Übergänge und Schnittstellen zwischen den Einrichtungen (insbesondere ambulant und stationär), aber auch die kommunikative Kompetenz der Gesundheitsberufe. Benötigt werden daher eine transparentere und effizientere Struktur bzw. Organisation und Kommunikation im gesamten Gesundheitssystem – also in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention, Diagnostik, Behandlung, Rehabilitation, Pflege und Palliativversorgung. Sie ist eine grundlegende Voraussetzung für die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen und Bürger bzw. der Patientinnen und Patienten.

Die Partner der Allianz fördern die organisationale und navigationale Gesundheitskompetenz, indem sie die Orientierung in ihren Organisationen und im Gesundheitssystem erleichtern und das Verständnis des Gesundheitswesens und seiner Abläufe und Strukturen durch allgemein verständliche und einfach zugängliche Informationen verbessern.

Sie steigern mit geeigneten Maßnahmen die Versicherten- und Patientenorientierung in Krankenkassen, Arzt-, Psychotherapeuten- und Zahnarztpraxen, bei Heilmittelerbringenden sowie in Krankenhäusern und Reha- und Pflegeeinrichtungen.

 

2. Die Gesundheitskompetenz in den Lebenswelten verankern und insbesondere vulnerable Gruppen durch gezielte Angebote besser erreichen

Die Allianz-Partner wollen die Gesundheitskompetenz in den Lebenswelten (Kita, Schule oder Arbeitswelt) verankern und insbesondere die vulnerablen Gruppen durch gezielte Angebote besser erreichen.

Die Bedingungen in den Lebenswelten beeinflussen bewusste und unbewusste Gesundheitsentscheidungen eines jeden einzelnen. Gesundheitskompetenz ist deshalb in allen Lebensbereichen und über den gesamten Lebensverlauf relevant. Kompetenzen für eine gesunde Lebensweise und Krankheitsbewältigung müssen auf allen Ebenen der Gesellschaft, über alle Lebensphasen hinweg unterstützt werden. Deshalb ist es bedeutsam, über die Einrichtungen der gesundheitlichen Versorgung hinaus – in den Kommunen, in den Arbeitswelten und besonders in Kitas und Schulen – den Zugang zu Gesundheitsinformationen zu erleichtern, diese zu vermitteln und konkrete Anreize und Hilfen für gesundheitsförderliche Entscheidungen und Handlungen zu bieten sowie einen gesundheitsfördernden Rahmen zu gestalten. Ein wichtiger Kooperationspartner ist hierbei die Allianz Gesundheitskompetenz und Schule.

Gesundheitskompetenz ist eine Frage sozialer Chancengleichheit und Teilhabe: Die Studienergebnisse von HLS-GER 2 zeigen deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Als besonders „vulnerable Gruppen“ gelten Menschen mit einem niedrigen Bildungsniveau und Sozialstatus. Sie schätzen in hohem Maße ihre Gesundheitskompetenz als unzureichend ein. Ein ähnlicher Befund gilt aber auch für Menschen ab 65 Jahren, für Menschen mit chronischen Erkrankungen und (teilweise) für Menschen mit Migrationshintergrund. Diese Gruppen stehen vor großen Herausforderungen, wenn es darum geht, sich gesund zu erhalten, Krankheiten zu bewältigen und sich im Gesundheitswesen zurechtzufinden.

Die Partner der Allianz unterstützen vulnerable Gruppen in besonderer Weise bei Gesundheitsförderung, Gesunderhaltung und Krankheitsbewältigung.

Ihr Handeln zielt darauf ab, soziale Ungleichheiten und Bildungsunterschiede abzubauen, die Nutzerfreundlichkeit des Gesundheitswesens für Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf durch einen Mix an Unterstützungsmaßnahmen zu stärken und die gesellschaftliche Teilhabe, z. B. durch mehrsprachige Informationsangebote zu sichern.

Mit Maßnahmen wie die Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes oder die Überführung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) mit entsprechender Schwerpunktsetzung möchte das Bundesministerium für Gesundheit seinen Beitrag zur Stärkung der Gesundheitskompetenz insbesondere vulnerabler Gruppen weiter ausbauen.

 

3. Das Angebot digitaler Anwendungen für die Förderung von (individueller) Gesundheitskompetenz stärken und ausbauen

Die Allianz-Partner wollen das Angebot digitaler Anwendungen für die Förderung von Gesundheitskompetenz stärken und ausbauen.

Digitale Informationen, Medien und Techniken sind relevant für die Gesundheit. Nie zuvor waren so viele Gesundheitsinformationen verfügbar. Auch die Zahl digitaler Unterstützungstechniken wie Gesundheits-Apps nimmt weiter zu. Durch die rasanten Fortschritte im Bereich KI sind neue Chancen, aber auch Herausforderungen zu erwarten. Digital verfügbare Gesundheitsinformationen und digitale Techniken können die Teilhabe und Selbstbestimmung erweitern, um gesund zu bleiben und Krankheiten zu bewältigen. Sie können darin unterstützen, lebensstilbedingte Risikofaktoren für wichtige nicht-übertragbare Krankheiten zu verringern. Sie erhöhen zugleich die Anforderungen an die Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen und Bürger. Studien bestätigen, dass es vielen Menschen in Deutschland besonders schwerfällt, digitale Gesundheitsinformationen richtig zu beurteilen und zu bewerten. Hier setzt der im SGB V ergänzte Paragraph 20k an, der die Krankenkassen zur Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz der Versicherten verpflichtet.

Die Partner der Allianz engagieren sich für die Stärkung der digitalen Gesundheitskompetenz und setzen digitale Informationen und Techniken ein, um sowohl verständliche als auch verlässliche Informationsquellen für die Bürgerinnen und Bürger bereitzustellen oder auf etablierte gesicherte Informationsquellen hinzuweisen. Das Bundesministerium für Gesundheit wird verstärkt Aufklärungs- und Informationsangebote zur digitalen Transformation des Gesundheitswesens für die Bürgerinnen und Bürger in seinen Digitalkanälen veröffentlichen.

Die Partner entwickeln und verfolgen Strategien und Projekte, um die digitale Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gezielt zu unterstützen und sie im Umgang mit neuen Angeboten zu befähigen. Dies gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche, für Patientinnen und Patienten in der medizinischen Versorgung und für Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf, die eine besondere Förderung benötigen.

 

Die professionelle Gesundheitskompetenz aller im Gesundheitswesen Tätigen stärken

Die Allianz-Partner wollen die professionelle Gesundheitskompetenz aller im Gesundheitswesen Tätigen stärken. Ein zentraler Schlüssel ist dabei die Verbesserung der Kommunikationskompetenz auf allen Ebenen.

Neben den Lebenswelten wie Elternhaus, Kitas, Schulen und Kommunen kommt allen Gesundheitsberufen bei der Förderung der Gesundheitskompetenz ein besonderer Stellenwert zu. Deshalb kommt es entscheidend darauf an, die professionelle Gesundheitskompetenz aller im Gesundheitswesen Tätigen weiter zu stärken. Das gilt insbesondere auch für ihre Kommunikationskompetenz. Gerade die Förderung dieser Kommunikationskompetenz wurde in den vergangenen Jahren auf verschiedenen Ebenen vorangebracht. Besonders zu betonen sind dabei die umfassenden Aktivitäten zur Entwicklung von Mustercurricula in Medizinstudium und Pflegeausbildung ebenso wie zur Stärkung kultursensibler und sprachlich vielfältiger medizinischer Versorgungskonzepte. Fortbildungsangebote zur Förderung der Kommunikationskompetenz existieren für nahezu alle Gesundheitsfachberufe und zielen teilweise auch auf die interprofessionelle Zusammenarbeit. Fortbildungen dieser Art und deren Inanspruchnahme sollten weiter gefördert werden.

Die Partner der Allianz unterstützen verschiedene Maßnahmen, um die professionelle Gesundheitskompetenz aller im Gesundheitswesen Tätigen voranzubringen. Das gilt insbesondere für die Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Die Partner der Allianz fördern die patientenzentrierte Kommunikation, Erklärung und Vermittlung von Informationen und wirken darauf hin, sie langfristig in den Versorgungsalltag des ambulanten und stationären Bereichs zu integrieren.

Sie stärken die interprofessionelle Kommunikation zwischen den Angehörigen verschiedener Gesundheitsberufe und tragen dazu bei, Barrieren an Schnittstellen zwischen den verschiedenen Berufsfeldern abzubauen.

 

Weitere Informationen zur Allianz für Gesundheitskompetenz finden sich auf der Internetseite des Bundesgesundheitsministeriums sowie in der „Roadmap Gesundheitskompetenz 2024.

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