„Die Wissenschaft ist Teil der Lebenswirklichkeit; es ist das Was, das Wie und Warum von allem in unserer Erfahrung.“
Rachel Carson (Biologin)
Wissenschaftliches Arbeiten hat das Ziel, durch Forschung neue Erkenntnisse zu Sachverhalten, Theorien und Phänomenen auf einem bestimmten Fachgebiet zu gewinnen. Geltende Aussagen werden geprüft und neue Hypothesen abgeleitet. Das so gewonnene Wissen wird mit der Fachwelt geteilt und dient als Grundlage für praktische Optimierungsansätze – in der Physiotherapie beispielsweise in Bezug auf Versorgungs- und Therapiekonzepte – sowie für weitere wissenschaftliche Untersuchungen. Bei der Erarbeitung konkreter Forschungsfragen stehen allgemein anerkannte und gültige wissenschaftliche Methoden zur Verfügung, die eine systematische Vorgehensweise sicherstellen sollen. Wissenschaftliche Arbeit sollte grundsätzlich immer voraussetzungslos und ergebnisoffen erfolgen. Außerdem wird eine kritische Auseinandersetzung mit dem Erkenntnisgewinn sowie der eigenen Arbeitsweise erwartet.
Evidenzbasiertes Handeln gewinnt in der Physiotherapie immer mehr an Bedeutung. Hierzu zählt auch das Handeln nach wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen. Um diesem Anspruch in der Berufspraxis gerecht werden zu können, ist es erforderlich, dass wissenschaftliche Untersuchungen spezifisch auf dem Fachgebiet der Physiotherapie durchgeführt werden und sich ein eigenes Forschungsfeld etabliert. In Deutschland ist die Physiotherapiewissenschaft als eigenständiges Forschungsfeld noch relativ jung. Im Fokus der physiotherapeutischen Wissenschaft steht die Weiterentwicklung der Patientenversorgung. Wissenschaftliche Ansätze richten sich daher unter anderem auf klinische Forschung, Versorgungsforschung oder aber auch Grundlagenforschung. Mit Hilfe von entsprechenden Studien werden konkrete Handlungsempfehlungen, Tests und Assessmentverfahren sowie Behandlungsverfahren angepasst oder auch neu entwickelt. Insgesamt ist die Physiotherapiewissenschaft ein wichtiges Element zur Disziplinbildung und zum Vorantreiben der Professionalisierung der Physiotherapie.
Um sicherzustellen, dass das Ziel einer zeitgemäßen und zukunftsorientierten Versorgungsqualität erreicht wird, müssen wissenschaftliche Erkenntnisse ihren Weg in die physiotherapeutische Praxis finden. Zum einen geschieht dies in der Lehre von physiotherapeutischen Inhalten durch Ausbildung, Studium sowie Fort- und Weiterbildungen; zum anderen können Therapeuten auch selbst auf Texte zugreifen, die über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse informieren. Veröffentlicht werden entsprechende Berichte z. B. in (Fach-)Zeitschriften. Darüber hinaus gibt es spezielle Datenbanken, die sämtliche wissenschaftliche Schriften umfassen und nach spezifischen Themen durchsucht werden können.
Eine Liste mit Datenbanken zu medizinischen bzw. physiotherapeutischen wissenschaftlichen Texten findet sich hier.
Zu einigen bestimmten Krankheitsbildern wird die Studienlage von (interprofessionellen) Expertengruppen regelmäßig neu bewertet und in Form von Leitlinien für die Versorgungspraxis aufbereitet. Medizinische Leitlinien fassen aktuelles theoretisches medizinisches (Fach-)Wissen aus bestehenden Forschungsergebnissen zusammen und geben Praxisempfehlungen zur Diagnose und (interprofessionellen) Behandlung bei bestimmten Krankheitsbildern. Sie dienen als Instrument zur Sicherstellung der Versorgungsqualität und erleichtern Leistungserbringern im Gesundheitswesen evidenzbasiertes Handeln im Berufsalltag.
Als Interessensverband für selbstständige Physiotherapeuten, der auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Physiotherapiewissenschaft (DGPTW) ist, setzt sich der IFK für die evidenzbasierte Weiterentwicklung der Physiotherapie und den Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Berufspraxis ein. Wir beteiligen uns aktiv an der Erstellung von medizinischen Leitlinien mit physiotherapeutischem Bezug.
Darüber hinaus führen wir gemeinsam mit Hochschulen und anderen Organisationen im Gesundheitswesen eigene Studien zur Weiterentwicklung des Berufsfeldes der Physiotherapie durch. So wurden und werden in innovativen Projekten beispielweise neue Versorgungsformen wie der mehr Autonomie, Gestaltungsmöglichkeiten digitaler Arbeitsprozesse oder auch die Möglichkeiten von App-unterstützten Behandlungsformen erforscht.
Genauere Informationen zu Projekten mit IFK-Beteiligung finden sich hier.
Die wissenschaftliche Grundausrichtung und die damit verbundene Professionalisierung einer Berufsgruppe beginnt bereits mit der fundierten wissenschaftlichen Ausbildung des fachlichen Nachwuchses. Der IFK spricht sich daher für eine vollständig hochschulische Ausbildung von Physiotherapeuten aus. Den Prozess der wissenschaftlichen Grundausbildung wollen wir unterstützen. Studenten, die wissenschaftliche Arbeiten verfassen, haben als studentisches Mitglied beim IFK die Möglichkeit, sich mit konkreten Fragestellungen zu Methodik und/oder Berufspolitik an uns zu wenden. Die Mitgliedschaft für Schüler und Studenten ist kostenfrei und endet automatisch mit Beendigung des Studiums.
Um wissenschaftliche Theorie und Berufspraxis zusammenzuführen, veranstaltet der IFK außerdem seit 2006 einmal jährlich den IFK-Tag der Wissenschaft. Hier werden neuste wissenschaftliche Erkenntnisse in Fachvorträgen zu einem bestimmten Thema präsentiert. Außerdem werden im Rahmen dieser Veranstaltung die besten eingereichten Bachelor- und Masterarbeiten auf dem Gebiet der Physiotherapie mit dem IFK-Wissenschaftspreis prämiert. Informationen zur Veranstaltung finden sich hier.