Palliativversorgung ist die umfassende Betreuung von Menschen mit fortschreitenden und weit fortgeschrittenen unheilbaren Erkrankungen bei einer zugleich begrenzten Lebenserwartung. An der Betreuung dieser Patienten wirken neben Ärzten und anderen Gesundheitsfachberufen häufig auch Physiotherapeuten mit.
Krankheiten, bei denen im fortgeschrittenen Stadium eine palliative physiotherapeutische Versorgung sinnvoll sein kann, sind zum Beispiel Krebserkrankungen, Demenzerkrankungen, neurologische Erkrankungen oder Herz- und Lungenerkrankungen. Die Symptome sind dabei sehr individuell. Es können zum Beispiel Lähmungserscheinungen, Koordinationsstörungen, Schmerzen, Funktionsstörungen von Organsystemen (unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen) oder eine allgemein verminderte körperliche Leistungsfähigkeit auftreten.
Oberstes Ziel bei der Versorgung von Palliativpatienten ist die Steigerung der Lebensqualität und die Linderung von Beschwerden. Maßstab sollte dabei immer der Wille des Patienten sein. Palliativversorgung hat deshalb nicht nur die Symptome im Blick, sondern kümmert sich ganzheitlich um die Bedürfnisse des Patienten und seiner Angehörigen.
Die Palliativversorgung kann zu Hause, im Krankenhaus, im Pflegeheim oder im Hospiz stattfinden. Neben der ärztlichen und pflegerischen Versorgung kann der Arzt verschiedene Heilmittel über eine Heilmittelverordnung verordnen. Dabei stehen – je nach Diagnose – die folgenden Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:
- Krankengymnastische Behandlung, auch auf neurophysiologischer Grundlage
- Manuelle Lymphdrainage
- Klassische Massagetherapie
- Gerätegestützte Krankengymnastik (KG-Gerät)
- Wärmetherapie (insbesondere Heiße Rolle)
Gesetzlich versicherte Palliativpatienten erhalten Physiotherapie über eine herkömmliche Heilmittelverordnung ihres Arztes.
Daneben steht Palliativpatienten, die privat krankenversichert sind, seit 2019 die sogenannte „Physiotherapeutische Komplexbehandlung in der Palliativmedizin“ zu. Diese kann vom behandelnden Arzt verordnet werden. Die Physiotherapeutische Komplexbehandlung bietet Therapeuten die Möglichkeit, auf Basis des tagesaktuellen Zustands des Patienten aus den zur Verfügung stehenden Heilmitteln auszuwählen. Dabei können die oben aufgeführten Heilmittel auch kombiniert werden. Für die Physiotherapeutische Komplexbehandlung stehen pro Therapieeinheit 60 Minuten zur Verfügung.