
Fachkräftemangel in der Physiotherapie spitzt sich weiter zu – Politik muss endlich handeln
Auch 2024 hat die Physiotherapie bei der kürzlich veröffentlichten Fachkräfteengpassanalyse wieder einen traurigen Spitzenplatz erreicht: Keinem Beruf wird von der Bundesagentur für Arbeit in der Kategorie „Spezialisten“ ein größerer Engpass attestiert als dem des Physiotherapeuten. Den „ersten“ Platz teilt sich die Physiotherapie mit der Ergotherapie.
Auch die Vakanzzeit, also die Dauer, bis eine Physiotherapiepraxis eine ausgeschriebene Stelle neu besetzen kann, ist weiter gestiegen: Durchschnittlich dauerte es im vergangenen Jahr 280 Tage, bis eine Physiotherapeutenstelle nachbesetzt werden konnte. In 2023 lag der Wert noch bei 253 Tagen.
„Nicht nur das subjektive Empfinden der Praxisinhaber, sondern auch die offiziellen Statistiken bescheinigen unserer Branche einen Fachkräftemangel“, so IFK-Vorsitzende Ute Repschläger. „Die Politik muss dringend handeln, damit dieser Negativtrend endlich ein Ende hat. Aus der Branche gibt es zahlreiche Vorschläge, wie der Beruf des Physiotherapeuten an Attraktivität gewinnen kann. Die Weichen müssen aber von der Politik gestellt werden.“
Ein kleiner Hoffnungsschimmer sind die Zahlen der Physiotherapieschüler. Seit dem Schuljahr 2019/2020 sind diese stetig gestiegen. Nicht zuletzt die Einführung der Schulgeldfreiheit in fast allen Bundesländern hat dazu geführt, dass sich wieder mehr junge Menschen für die Ausbildung zum Physiotherapeuten entschieden haben. „Dieser Trend kann sich bei einer Regelausbildungsdauer von drei Jahren erst mit Verzögerung auf den Arbeitsmarkt auswirken. Daneben besteht die Frage, ob ausgebildete Physiotherapeuten ihren Beruf auch tatsächlich ausüben und ob sie der Branche treu bleiben, aber der Trend stimmt zunächst einmal positiv“, meint Repschläger. „Trotzdem ist der politische Handlungsbedarf groß, damit die Versorgungssicherheit durch den Fachkräftemangel mittelfristig nicht gefährdet wird. Unsere Forderung nach einer zeitnahen Modernisierung des Berufsgesetzes können wir angesichts der aktuellen Fachkräfteengpassanalyse nur wiederholen.“
Für die Fachkräfteengpassanalyse begutachtet die Bundesagentur für Arbeit jährlich 518 Berufsgattungen und wertet unterschiedliche Faktoren (zum Beispiel Vakanzzeit, Arbeitslosenquote, Entwicklung der mittleren Entgelte) aus. In der Betrachtung wird je Berufsgruppe und Faktor ein Wert zwischen null (sehr weit entfernt von Anzeichen eines Engpasses) bis drei Punkten (Anzeichen eines Engpasses) ausgegeben. Der Gesamtwert liegt in der Physiotherapie und in der Ergotherapie bei 2,7 und entspricht somit dem Wert des Vorjahres.