Konsensus-Konferenz: Studierende diskutierten Direktzugang
Passender hätte der Zeitpunkt kaum sein können: Exakt am Tag der Öffentlichen Anhörung im Bundestag zum geplanten Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) trafen sich 42 Physiotherapiestudierende der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) in den Räumlichkeiten des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten (IFK) auf dem Gesundheitscampus in Bochum, um in einem Planspiel die Einführung des Direktzugangs zur Physiotherapie zu diskutieren.
Genau wie am Abend im Bundestag saßen sich auch am Vormittag beim IFK unterschiedliche Interessenvertreter gegenüber. Die Studierende hatten gruppenweise die Standpunkte der Physiotherapeuten, Ärzte, Patienten, Krankenkassen, Hochschulen, Berufsfachschulen und der Wissenschaftler vorbereitet. Während der Konsensus-Konferenz vor dem Bundesgesundheitsausschuss debattierten sie mit harten Bandagen und probierten die übrigen von ihrem Standpunkt zu überzeugen.Auf Modellprojekt geeinigt
Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister der Stadt Herne, der den Vorsitzenden des Bundesgesundheitsausschusses mimte, musste all sein Verhandlungsgeschick aufbringen, um zwischen den verhärteten Fronten einen Konsens zu erzielen. Schlussendlich einigten sich die studentischen Interessenvertreter darauf, ein Modellprojekt durchzuführen, um die Auswirkungen des Direktzugangs in der Praxis zu erproben und zu evaluieren.
Rick de Vries, stellvertretender Vorsitzender IFK, Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister Herne, und Prof. Dr. Christian Grüneberg, Leiter des hsg-Studienbereichs Physiotherapie, (hinten v.l.) gratulierten den Studentinnen, die beim Planspiel die Hochschulen vertraten. Sie wurden von den Teilnehmern zur überzeugendsten Interessengruppe gewählt.
Berufspolitik im Blick halten
„Es ist schon beeindruckend, wie reflektiert sich die Studierenden mit den Problemen ihres Berufsstandes auseinandersetzen“, lobte Rick de Vries, stellvertretender IFK-Vorsitzender, die fundierte Diskussion. Es sei wichtig, nicht nur ein guter, wissenschaftlich reflektierter Therapeut zu sein, sondern auch das berufspolitische Feld im Blick zu haben. „Gerade jetzt, wo dort so viel in Bewegung ist“, betonte de Vries.
Teilakademisierung wichtiger Schritt
Dudda empfand die erfolgreiche Diskussion als Beweis dafür, dass die Teilakademisierung ein wichtiger Schritt für die Physiotherapie gewesen sei: „Physiotherapeuten stehen eben auch im Wettstreit mit anderen Berufen. Das Studium schärft den Blick dafür und lehrt, sich in andere Parteien hineinzuversetzen. Und nur so kommt man am Ende weiter.“
Hervorragende Zusammenarbeit
Ein positives Resümee zog auch Prof. Dr. Christian Grüneberg, Leiter des hsg-Studienbereichs Physiotherapie. Er bedankte sich für die hervorragende Zusammenarbeit mit Dr. Dudda und dem IFK sowie bei den Studierenden für die faire, lebendige, aber sachliche Diskussion. „Die nächsten Schritte in der Bundespolitik müssen aus unserer Sicht indikationsspezifische Modellvorhaben zum Direktzugang zur Physiotherapie sein, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten zukünftig besser aufzustellen“, unterstreicht Grüneberg das Ergebnis der Simulation einer politischen Anhörung der Studierenden.