Genesen mit Prothesen
Das Symposium beim 13. IFK-Wissenschaftstag am 30. Juni griff in diesem Jahr ein Thema auf, das sich in Zeiten des demografischen Wandels und der Zunahme von degenerativen Erkrankungen als fester Bestandteil im Gesundheitswesen etabliert hat. Mit dem Thema „Update Prothetik“ beleuchtete das Symposium die endoprothetische Versorgung sowohl aus ärztlicher als auch aus physiotherapeutischer Perspektive. Sechs Hochschulabsolventen freuten sich zudem über den Gewinn eines der begehrten IFK-Wissenschaftspreise für hervorragende Abschlussarbeiten in der Physiotherapie.
„Der Gesundheitscampus mit seinen zahlreichen Gesundheitsinstitutionen ist ein Highlight in unserer Stadt“, lauteten die Begrüßungsworte der Bochumer Bürgermeisterin Gabriela Schäfer zu Beginn des diesjährigen IFK-Wissenschaftstages. Der Nutzen der interdisziplinären Vielfalt auf dem Bochumer Gesundheitscampus wird in diesem Jahr besonders deutlich: Gemeinsam mit dem Bochumer Universitätsklinikum Bergmannsheil hatte der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V. zum Nachbarn in die Hochschule für Gesundheit (hsg) geladen. Das dortige Audimax bot den renommierten Referenten des Symposiums sowie den Wissenschaftspreisträgern eine gebührende Plattform. Die Veranstaltung bot einen Austausch zwischen Praktikern und (angehenden) Wissenschaftlern sowie zwischen Praktikern in Praxen und Krankenhäusern.
Den Einstieg in das Symposium machte der leitende Arzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am BG Klinikum Duisburg Dr. med. Nikolaus Brinkmann zum Thema Schulterprothetik. Er zeigte den rund 150 Teilnehmern auf, welche guten Ergebnisse neue modulare Designs „anatomienaher“ Schulterendoprothesen ermöglichen. Prof. Dr. Christian Kopkow von der hsg knüpfte daraufhin an die operative Behandlung an und stellte physiotherapeutische Nachbehandlungsschemata vor. Aktuell gebe es keine allgemein gültigen Empfehlungen für Physiotherapeuten, daher sei die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Chirurgen sowie eine intensivere Versorgungsforschung umso wichtiger, betonte Prof. Dr. Kopkow. Die anschließenden Kurzpräsentationen der IFK-Wissenschaftspreisträger griffen Themen auf, wie die Behandlung von sturzgefährdeten Patienten, Krafttraining nach Schlaganfall oder Kopfschmerztherapie.
Im zweiten Vortragsblock des Symposiums referierten Dr. med. Houseyna Haddad, Assistenzärztin an der Chirurgischen Universitätsklinik und Poliklinik am Bochumer Universitätsklinikum Bergmannsheil, und der leitende Physiotherapeut der Bochumer RuhrSportReha Christoph Eißing über die aktuelle Entwicklungen bei der Versorgung und Nachbehandlung von Knieprothesen. „Patienten mit einer Knie-Total-Endoprothese (TEP) genesen zwar langsamer als beispielsweise Hüft-TEP-Patienten, dafür sind Schmerz und Bewegungseinschränkungen geringer“, so Dr. Haddad. Daraufhin stellte Christoph Eißing Studienergebnisse zur physiotherapeutischen Nachbehandlung bei Knie-TEPs vor und appellierte an die Fitness der Patienten: „Je sportlich aktiver Patienten sind, desto seltener ist eine erneute Operation zum Austausch einer Knie-TEP notwendig.“
Zum Abschluss des Symposiums legte Michael Richter, fachlicher Leiter Physiotherapie am Hamburger Rückenzentrum Am Michel, dem Publikum den positiven Einfluss von Schmerzedukation auf das Behandlungsergebnis nach Operationen nahe. Anstatt mit anatomischen Details nachweisbar die Angst von Patienten zu befördern, sollten Ärzte wie Physiotherapeuten vielmehr prä- und postoperative Schmerzedukation betreiben, um bei den Patienten Verständnis für die eigenen Schmerzen zu schaffen.
Die diesjährigen Preisträger des IFK-Wissenschaftspreises in der Bachelor-Kategorie „Klinische Forschung“ sind:
- 1. Preis – Isabelle Stickdorn: „Identifikation von älteren Menschen mit Frailty in der ambulanten physiotherapeutischen Versorgung: Validität von vier Screening-Fragebögen“, hsg Bochum
- 2. Preis – Kirsten Süßmilch: „Effekte eines erweiterten Trainingsprogramms (APEP) auf Mobilität, Balance und Gehgeschwindigkeit älterer, akut-geriatrischer stationärer Patienten – Eine kontrollierte, randomisierte Pilotstudie“, hsg Bochum
Die diesjährigen Preisträger in der Bachelor-Kategorie „Literatur- und Übersichtsarbeiten/Konzeptentwicklung“ sind:
- 1. Preis – Mirko Koster: „Trainingsinduzierte Effekte auf die autonome Herzfunktion“, HS Fulda
- 2. Preis – Susan Högg: „Die Effekte von Krafttraining auf die obere Extremität in der Rehabilitation nach Schlaganfall. Eine systematische Übersichtsarbeit“, SRH Gera
Die diesjährigen Master-Preisträger sind:
- 1. Preis – Miranda Hanskamp: „ Is there a difference in response to manual cranial bone tissue techniques between participants with cervical and/or temporomandibular problems versus a control group? An explorative study“, HS Osnabrück
- 2. Preis – Tibor Maximilian Szikszay: „Neuromuskuloskeletales Assessment des N. occipitalis major bei Probanden mit seitendominanten Kopfschmerzen: Eine diagnostische Fall-Kontrollstudie“, HS Osnabrück
Der IFK-Wissenschaftspreis ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert. Die Jury setzte sich wie folgt zusammen: Rick de Vries (Vorsitzender der Jury, stellv. IFK-Vorstandsvorsitzender), Prof. Dr. Christian Grüneberg (Hochschule für Gesundheit, Bochum), Monika Hümmelink, M.Sc. (Mitglied des IFK-Fachausschusses Fortbildung und Wissenschaft), Prof. Dr. Beate Klemme (Fachhochschule Bielefeld), Prof. Dr. Jan Mehrholz (FH für Gesundheit, Gera), Prof. Dr. Axel Schäfer (FH Bremen), Prof.in Dr. Katharina Scheel (FH Kiel) sowie Prof. Dr. Christoff Zalpour (FH Osnabrück).
Zusätzlich wählte das Publikum mit Katja Franz (HS Fresenius Idstein) und Eva Bölte (HS Osnabrück) zwei durch den Thieme-Verlag gesponserte Posterpreisträger aus.
Der IFK bedankt sich ganz herzlich bei allen Teilnehmern, Referenten und Besuchern des Wissenschaftstages.
Eine Fotostrecke des 13. IFK-Wissenschaftstags gibt es hier.