Digitale Transformation – Gesundheitskompetenz im Digitalen Zeitalter
„Was macht Digitalisierung mit der Gesundheit?“ fragte Prof. Andréa Belliger vom Institut für Kommunikation & Führung in Luzern zu Beginn ihres Vortrags zum Thema Gesundheitskompetenz im digitalen Zeitalter während des digitalen IFK-Jubiläumssymposiums im Juni 2021.
Prof. Belliger stellte zunächst die beiden Begriffe „Digitalisierung“ und „digitale Transformation“ gegenüber. Während „Digitalisierung“ die Übersetzung von etwas Analogem in etwas Digitales beschreibe, gehe der Begriff „digitale Transformation“ weit über die eigentliche Technologie hinaus und beschreibt einen gesellschaftlichen Veränderungsprozess, der in die Werte und Normen der Gesellschaft hineinreicht. Spricht man über digitale Transformation im Gesundheitswesen, gehe es daher nicht nur um den Einsatz von Apps oder Big Data, sondern um eine neue Haltung.
Um die digitale Transformation zu veranschaulichen, wählte Prof. Belliger die Analogie eines Baumes. Die Wurzeln symbolisieren die zunehmende Organisation aller Lebensbereiche in Netzwerken. Diese neue Organisationsform, die Konnektivität, sei der Schlüssel zur digitalen Transformation.
Im Gegensatz zu klassischen, in sich geschlossenen Systemen besitzen Netzwerke keine fixen Rollen und Funktionen, keine klaren Grenzen und arbeiten nicht hierarchisch. Netzwerke arbeiten „bottom up“ anstatt „top down“, wachsen also von unten heran und sind selbst organisierend. Daher lassen sich Netzwerkstrukturen nicht auf klassische Weise verwalten und fordern neue Formen der Führung. Umso wichtiger ist es, in Netzwerken Kräfte der Selbstorganisation freizusetzen.
Schon lässt sich auch im Gesundheitswesen eine Konnektivität feststellen. Während sich die traditionellen Akteure noch hauptsächlich auf der Systemseite befinden, sind die Patienten und Konsumenten immer mehr in Netzwerkstrukturen unterwegs und vernetzen sich digital. Informationen über Erkrankungen werden in Online-Quellen gesucht und Patienten-Communities bieten den Austausch untereinander.
Der Baumstamm in der Analogie symbolisiert für Prof. Belliger die neuen Werte und Normen der digitalen Transformation, die in der Vernetzung gründen. Zu diesen Werten zählen eine offene Kommunikation, Transparenz, Partizipation, Empathie und Authentizität. Alle Produkte, Dienstleistungen und auch die Art zu kommunizieren werden an diesen Werten gemessen.
Zum Wachsen benötigt der Baum, also die digitale Transformation, Wasser. In der Baum-Analogie stellen die vielfältigen technologischen Innovationen wie Gesundheits-Apps diesen Treiber der digitalen Transformation dar.
In den Früchten des Baums manifestiert sich schließlich die digitale Transformation. Hier finden sich die konkreten Ausprägungen und Handlungsfelder im Gesundheitswesen, die in der Vernetzung gründen, neue Werte und Normen in sich tragen (offene Kommunikation, Transparenz und Partizipation) und durch Technologien ermöglicht werden. Als Beispiel hierfür nennt Prof. Belliger den Bereich Patientenkommunikation, von der Patienten zunehmend fordern, diese offen, ehrlich, selbstkritisch und im Dialog stattfinden zu lassen. Der Patient möchte als aktiver und selbstbestimmter Kommunikationspartner und weniger als passiver Empfänger involviert werden, um dann partizipativ Entscheidungen treffen zu können.
Prof. Belliger bezeichnete die digitale Transformation zusammenfassend als einen umfassenden Veränderungsprozess, bei dem es zu einem Übergang von geschlossenen, steuerbaren Systemen mit klaren Rollen und Funktionen hin zu neuen Organisationsformen und Netzwerken kommt.
Fortbildung: Digitale Transformation. Das Phänomen jenseits von Gesundheits-Apps und smarten Algorithmen
Prof. Dr. Andréa Belliger
15. März 2022 / online
In der Online-Fortbildung am 15. März 2022 geht Prof. Belliger den Fragen nach, was digitale Transformation als Phänomen im Gesundheitswesen jenseits von Gesundheitsapps und smarten Messgeräten eigentlich ist, was die Veränderung antreibt, wie der Übergang von Systemen zu Netzwerken den Umgang mit Gesundheit und Krankheit beeinflusst und welche Forderungen an die Akteure im Gesundheitswesen seitens der Gesellschaft im Raum stehen.
Mehr Informationen finden Interessierte auf der IFK-Internetseite.