IFK-Wissenschaftspreis 2019 – Untersuchung der Larynx-Funktion bei Sängern
Bereits zum 15. Mal prämierte der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten (IFK) herausragende wissenschaftliche Arbeiten von Studierenden. Die Serie „IFK-Wissenschaftspreis 2019“ stellt die Forschungsthemen der Preisträger vor. Die Arbeiten werden zudem ausführlicher in den kommenden Ausgaben des IFK-Fachmagazins physiotherapie vorgestellt.
1. Preis Bachelorarbeiten – Klinisch/ExperimentellLena Lingemann und Svenja Nilsson HS-Osnabrück
„Untersuchung der Larynx-Funktion und Haltungs-/Bewegungskontrolle bei SängerInnen mit und ohne Störung der Gesangstimme - eine Querschnittstudie“
Lena Lingemann und Svenja Nilsson untersuchten in ihrer Arbeit den Zusammenhang zwischen Stimmstörungen und der motorischen Kontrolle sowie der Kehlkopffunktion. An der Studie nahmen insgesamt 97 Sänger mit verschiedenen Professionalitätsgraden teil.
Mit Fragebögen ermittelten die Preisträgerinnen allgemeine Daten und die persönliche Einschätzung der Probanden zu der wahrgenommenen Beeinträchtigung einer vorliegenden Stimmstörung (Singing Voice Handicap Index). Außerdem erfragten sie Einschränkungen der täglichen Aktivitäten verursacht durch die Halswirbelsäule (Neck Disability Index) bzw. durch den mandibularen und craniofaszialen Bereich (Craniofacial Pain and Disability Inventory). Zusätzlich zu den Fragebögen wurde eine körperliche Untersuchung durchgeführt, die eine Testbatterie zur Überprüfung der motorischen Kontrolle und zwei ergänzende Tests zur Untersuchung der Mechanosensitivität einzelner Kehlkopfmuskeln umfasste.
Bei der Auswertung der Ergebnisse konnten keine signifikanten Zusammenhänge zwischen einer Störung der Gesangsstimme und der Haltungs- und Bewegungskontrolle nachgewiesen werden.
Die Jury befand, dass sich Lena Lingemann und Svenja Nilsson in ihrer Bachelorarbeit auf ein wichtiges und praxisnahes aber auch innovatives Thema bezogen haben, welches über den Rand der Physiotherapie hinausblickt und bedeutsame interdisziplinäre Ansätze deutlich macht. Die potentielle Patientengruppe der Sänger fand in der physiotherapeutischen Forschung bisher nur wenig Berücksichtigung, und auch wenn im Rahmen dieser Arbeit kein direkter Zusammenhang zwischen einer Störung der Gesangsstimme und der Haltungs- und Bewegungskontrolle bei Sängern nachgewiesen werden konnte, so liefert sie doch Impulse für zukünftige Forschungsansätze, die ein evidenzbasiertes physiotherapeutisches Intervenieren bei physiologischen Wechselwirkungen mit der Gesangsstimme ermöglichen könnten. Wissenschaftlich handelt es sich um eine gut und aufwendig durchgeführte Arbeit, die die Jury durch ihre sehr gute methodische Stringenz überzeugte.
Herzlichen Glückwunsch, Lena Lingemann und Svenja Nilsson!