Steigende Bedeutung von Heilmitteln

Heilmittel gewinnen zunehmend an Relevanz: Laut Heilmittelbericht 2016 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) erhalten GKV-Versicherte heutzutage deutlich mehr Behandlungen bei Physiotherapeuten und weiteren Heilmittelerbringern als noch vor zehn Jahren. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels gilt es daher umso mehr, den zunehmenden Bedarf an Therapeuten nachhaltig zu sichern.

2015 erhielt jeder der knapp 71 Millionen Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) rechnerisch rund 4,27 Behandlungen aus dem Heilmittelbereich. Die Physiotherapie bildet mit 84,4 Prozent der Verordnungen den mit Abstand größten Anteil an Heilmittelverordnungen im Vergleich zur Ergotherapie (8,0 Prozent), Logopädie (5,4 Prozent) und Podologie (1,8 Prozent). Zwar fällt die Steigerungsrate der verordneten physiotherapeutischen Leistungen im Zeitverlauf vergleichsweise gering aus, absolut ist die Zahl aber deutlich stärker gestiegen als in den anderen Berufen. Das verdeutlicht, dass die Physiotherapie an Bedeutung gewinnt.

Aufgrund des zunehmenden Bedarfs an Heilmitteln sind die GKV-Ausgaben für Heilmittel seit 2005 um 60,5 Prozent gestiegen. Das zeigt, dass die Verbände in den letzten Jahren berufspolitisch erfolgreich waren. Trotzdem verharrt der Anteil der Heilmittel an den Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung weiterhin bei rund drei Prozent. Im Vergleich schlägt die auf den ersten Blick hohe Steigerung also nur geringfügig zu Buche, weil therapeutische Behandlungen per se deutlich geringer vergütet werden als medizinische Verfahren.

Der WIdO-Heilmittelbericht hat errechnet, dass für knapp ein Drittel der physiotherapeutischen Patienten Rückenschmerzen der Anlass für die Verordnung waren. In diesem Zusammenhang ist erneut auf die aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Volksleiden Rückenschmerzen hinzuweisen. Die Studie zeigt, dass viele Arztbesuche und Untersuchungen überflüssig sind. Ein direkter Zugang zum Physiotherapeuten könnte diese enormen Zusatzausgaben verhindern.

Ein Pulverfass könnte vor allem die Tatsache werden, dass der WIdO-Heilmittelbericht einmal mehr den zunehmenden Bedarf an Heilmittelerbringern belegt, während die Branche einen immer stärker spürbaren Fachkräftemangel beklagt. Wenn nicht rechtzeitig entsprechende – vor allem finanzielle – Anreize geschaffen werden, damit sich junge Menschen für einen Heilmittelberuf entscheiden, wird man dem steigenden Bedarf in einer immer älter werdenden Gesellschaft nicht mehr gerecht werden können.

„Die geplante Abschaffung der Grundlohnsummenbindung bis Ende 2019 ist ein wichtiger erster Schritt, um die Möglichkeit für spürbare Vergütungserhöhungen zu schaffen. Für eine nachhaltige Sicherstellung der Patientenversorgung muss die Begrenzung auch darüber hinaus entfallen“, fordert Ute Repschläger, Vorstandsvorsitzende des IFK.

Den gesamten WIdO-Heilmittelbericht finden Sie hier.

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