Die Preisträger des IFK-Wissenschaftspreises im Fokus – Teil 1
Mit dem Ziel, die wissenschaftliche Arbeit in der Physiotherapie und eine Akademisierung des Berufsstandes zu unterstützen, kürte der IFK beim diesjährigen Tag der Wissenschaft bereits zum elften Mal die besten Abschlussarbeiten aus Studiengängen der Physiotherapie.
Die ausgezeichneten Forschungsergebnisse der Preisträgerinnen und Preisträgern des 11. IFK-Wissenschaftspreises können sich wahrlich sehen lassen.Aus diesem Grund stellen wir Ihnen die einzelnen Abstracts der preisgekrönten wissenschaftlichen Arbeiten noch einmal vor.
Den Anfang der Serie macht Franziska Herzog (HSG Bochum), die mit ihrer Abschlussarbeit zum Thema „Die Prävalenz von Urininkontinenz bei Inaktiven, Walkerinnen und Läuferinnen“ den IFK-Posterpreis in der Kategorie Bachelor erhielt:
Hintergrund und Ziel
Ein starker und funktionsfähiger Beckenboden sorgt für eine adäquate Kontinenzsicherung. Da die Beckenbodenmuskulatur bei jeglicher körperlicher Anstrengung aktiv ist, nimmt man an, dass Sport diese Muskeln trainieren kann. Anderseits gelten hohe sportliche Belastungen als Risikofaktor für eine Urininkontinenz (UI). Ziel der Studie ist es, die beiden gegensätzlichen Hypothesen, nach denen körperliche Aktivität den Beckenboden stärken bzw. schwächen kann, bei Freizeitsportlerinnen zu überprüfen. Da die Freizeitsportarten Walken und Laufen eine unterschiedliche Belastbarkeit des Beckenbodens erfordern, soll die Prävalenz von UI bei diesen Aktivitäten im Gegensatz zu Inaktivität untersucht werden.
Methoden
Um diese Fragestellung zu beantworten, wurden in einer retrospektiven Kohortenstudie Frauen (Alter: 42,5 ± 15,0 Jahre), die regelmäßig die Sportarten Walken (WG) und Laufen (LG) ausüben bzw. in ihrer Freizeit weniger sportlich aktiv sind (IG), gebeten, einen Selbstbeurteilungsfragebogen zu beantworten. In diesem wurden die Teilnehmerinnen zu Risikofaktoren, Symptomen und Eigenschaften einer möglichen UI, ihrem Bewegungsverhalten sowie dem Umgang mit dieser Erkrankung in Bezug auf das Sportverhalten befragt. Die Unterschiede zwischen den Gruppen wurden deskriptiv und mit Hilfe von nicht-parametrischen Tests untersucht.
Ergebnisse
Insgesamt wurden die Daten von 111 Frauen (IG: N=35, WG: N=27, LG: N=49) ausgewertet. Zwischen den Gruppen zeigte sich folgende Verteilung der Prävalenz von UI: IG 28,6%, WG 33,3%, LG 36,7%. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen diesen Werten. Eine höhere Frequenz von Walken pro Woche führte im Vergleich zu Laufen zu einem geringeren Auftreten von UI während der jeweiligen Sportausübung (p<0,05). Für das Sportverhalten zeigte sich, dass Frauen, die häufig UI beim Betreiben ihrer spezifischen Sportart haben, dazu neigen, ihre sportliche Aktivität zu limitieren (p<0,05).
Schlussfolgerungen
In dieser Arbeit wurden keine Unterschiede in der Prävalenz von UI zwischen den drei Gruppen gefunden. Die Sportart Walken scheint im Vergleich zu Laufen mit steigender Frequenz pro Woche positive Effekte auf die Kontinenz während des Sports zu haben.