Forum Nord – Von kleinen Schritten und großen Würfen
Bereits zum fünften Mal hat der IFK seine norddeutschen Mitglieder zum „Regionalforum Nord" eingeladen, das wie üblich in der Hansestadt Hamburg abgehalten wurde. Das mittlerweile traditionelle Angebot, sich direkt beim Verband über aktuelle Entwicklungen und Aktivitäten zu informieren, wurde von den Teilnehmern auch in diesem Jahr positiv angenommen.
Referent Martin Thiel begann den kurzweiligen Abend mit einer Fortbildungs-Veranstaltung zur „Instabilität der Lendenwirbelsäule". Im Anschluss begrüßte IFK-Vorstandsvorsitzende Ute Repschläger die Teilnehmer zum berufspolitischen Teil der Veranstaltung. Dabei referierte sie unter anderem über den Balanceakt, den IFK-Vorstand und -Geschäftsführung auf dem rutschigen Berliner Parkett zu vollziehen haben. Baustellen sind in der Physiotherapie leider fast noch zahlreicher vorhanden als auf Deutschlands Straßen und müssen durch die Berufsverbände entsprechend hartnäckig bearbeitet werden. Der IFK würde sich selbstverständlich wünschen, die existierenden Probleme (wie insbesondere akuter Fachkräftemangel oder überbordende Bürokratie) in einem großen Wurf erledigt zu bekommen. Im berufspolitischen Alltag zeigt sich aber leider immer wieder, dass realistische Ziele meist nur in kleinen Schritten zu erreichen sind.So konnten der Politik vor einigen Jahren zum Beispiel die Einführung der Modellklausel abgerungen werden, die das Modellvorhaben des IFK und somit einen wichtigen ersten Schritt auf dem Weg hin zum Direktzugang in der Physiotherapie ermöglichte. Den aktuellen Stand des Modells, das voraussichtlich im kommenden Jahr beendet und ausgewertet wird, stellte Ute Repschläger im Rahmen ihres Vortrags vor. Auch die jüngsten Schiedsverfahren sind als berufspolitische Erfolge zu werten, da seither wenigstens in allen Bundesländern regelmäßig die Grundlohnsumme (nahezu) vollständig ausgeschöpft wird. Nullrunden, wie sie den Therapeuten zuvor in einigen Bundesländern von einigen Kassen diktiert wurden, sind dadurch seit 2008 nicht mehr so ohne weiteres möglich.
Auch aus den Gesprächen mit den Krankenkassen, die sich oft genug als hartnäckige Verhandlungspartner erweisen, sind bei allen bestehenden Problemen immer wieder Erfolge zu vermelden: Genannt sei die vdek-Checkliste, die den Therapeuten Erleichterungen in der mühseligen Rezeptprüfung ermöglicht. Ute Repschläger verwies zudem auf die Fortschritte bei dem Einstieg in eine Befundposition. Mit der IKK Berlin/Brandenburg konnte hier bereits ein konkreter Verhandlungserfolg verzeichnet werden. Ferner haben erste vielversprechende Gespräche mit den Kostenträgern, etwa in Rheinland/Hamburg, Westfalen-Lippe oder Baden-Württemberg, bereits stattgefunden oder sind terminiert.Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags von Ute Repschläger lag auf den zahlreichen Exklusiv-Projekten des IFK, mit denen Mitgliedern zusätzliche Einnahmemöglichkeiten mit höheren Vergütungen als in der GKV eröffnet werden. Ausgeführt wurden hier insbesondere das Bahn-Projekt „Physio für Dich" sowie das Projekt „Betrieb in Bewegung" zur Betrieblichen Gesundheitsförderung mit der Barmer-GEK. Die positive Rückmeldung der Forumsteilnehmer zeigt, dass der IFK hier auf einem richtigen Weg ist. „Physio für Dich" wurde unter den Teilnehmern im Anschluss auch rege diskutiert und gelobt.
Im Vortrag von Dr. Michael Heinen wurde deutlich, dass der Verband sich hierauf aber nicht ausruhen kann und wird, sondern noch viel Arbeit vor ihm liegt. Der Referatsleiter Kassenverhandlungen und Wirtschaft des IFK präsentierte die aktuellen Ergebnisse der IFK-Wirtschaftlichkeitsumfrage, die ganz und gar nicht zu Jubelstürmen Anlass geben. Die am Forum teilnehmenden Praxisinhaber bestätigten das in der Umfrage gewonnene Bild, dass die Gewinne in den vergangenen Jahren kaum gestiegen sind, die Kosten für Verwaltung und Personal aber zunehmend zu einer Belastung werden. Auch erste Ergebnisse der IFK-Umfrage „Fachkräftemangel" wurden von Dr. Heinen kurz vorgestellt. Sie unterstreichen die Auffassung des IFK, dass die Probleme, geeignetes Personal zu betriebswirtschaftlich machbaren Löhnen zu finden, bereits jetzt ganz akut bestehen und die Gewährleistung einer umfassenden physiotherapeutischen Versorgung gefährden.
Dieses Thema bestimmte zunächst auch die abschließende Diskussionsrunde des Forums, bei dem sich die IFK-Referenten den zahlreichen Fragen der Teilnehmer stellten. Ferner wurde auch die aktuelle Problematik der freien Mitarbeiter hinterfragt. Trotz der Vielzahl der angesprochenen Probleme in der Physiotherapie fand die Veranstaltung am Abend bei einem angenehmen Get Together einen harmonischen Abschluss.