TheraPro 2023: SHV konkret informiert über Aktuelles aus der Berufspolitik

Schon lange etabliert, aber immer wieder aktuell: Beim „SHV konkret“ diskutierten am 4. Februar 2023 auf der TheraPro in Stuttgart in bekannter Manier die Vorstände der SHV-Mitgliedsverbände über aktuelle Entwicklungen in der Berufspolitik.

Die Impulsstatements der Vorstände des Spitzenverbands der Heilmittelverbände und die anschließende Diskussion mit den interessierten Zuhörern sind beim SHV konkret schon fast eine Tradition. Auch auf der TheraPro 2023 in Stuttgart gehörte daher das beliebte Format zum Programm. Dabei wurden die wichtigsten Themen, die die Heilmittelerbringer umtreiben, erörtert: Digitalisierung, Akademisierung, mehr Autonomie in der Therapie, Fachkräftemangel sowie Interprofessionelle Zusammenarbeit.

Nach einer kurzen Einführung über die Arbeit des SHV skizzierte Andreas Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender des SHV und Vorsitzender des Deutschen Verbands Ergotherapie den aktuellen Stand der Digitalisierung, die auch die Heilmittelerbringer immer mehr betrifft. In Sachen Digitalisierung sei Deutschland ein echtes Entwicklungsland, fasste er gleich zu Beginn zusammen. Trotzdem sind das elektronische Gesundheitsberuferegister und der Zugang erster Gesundheitsberufe zur Telematikinfrastruktur ein richtiger und wichtiger Schritt, der lange herbeigesehnt wurde. „Doch die Funktionen, die richtig attraktiv wären, gibt es leider noch nicht,“ stellte Pfeiffer klar. Die direkte Kommunikation mit behandelnden Ärzten beispielsweise würde eine spürbare Bürokratieerleichterung bedeuten und auch die elektronische Patientenakte könne die gemeinsame Patientenbehandlung zukünftig erleichtern. „Wir versprechen uns viel von der Digitalisierung,“ so Pfeiffer. Jetzt müssen die geplanten Anwendungen nur noch Realität werden.

Ein Thema, das große Emotionalität zu Tage fördert und auch beim SHV konkret zu Rückfragen und Diskussionen geführt hat, ist die Akademisierung der Heilberufe. Im Plädoyer für die Vollakademisierung betonte Andrea Rädlein, stellvertretende SHV-Vorsitzende und Vorsitzende des Deutschen Verbands für Physiotherapie (PHYSIO-DEUTSCHLAND), dass die Komplexität von Erkrankungen, Versorgung und Therapie weiter zunehmen wird. Die Akademisierung der Therapieberufe sei daher notwendig, um langfristig die hohe Qualität der Versorgung sicherzustellen. „Wie stellen wir uns die Physiotherapie in zehn bis 15 Jahren vor,“ fragte sie das Publikum und betonte dabei, dass die Weichen für diese Entwicklungen genau jetzt gestellt werden müssten. Eine evidenzbasierte Therapie brauche breit aufgestellte therapeutische Forschung, die sich nur im hochschulischen Umfeld durchführen lassen – wie es in allen unserer Nachbarländer bereits heute der Fall ist. In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde jedoch deutlich, dass dieses Thema noch Unsicherheiten unter den Therapeuten hervorruft. Vor allem die Durchlässigkeit von Menschen mit mittleren Bildungsabschlüssen ohne Hochschulzugangsberechtigung, die Zertifikatsweiterbildungen und die Finanzierung der hochschulischen Ausbildung warfen Fragen auf.

Unterstützung kam von Katrin Schubert, stellvertretende SHV-Vorsitzende und Bundesvorsitzende des Deutschen Bundesverbands für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs), die in ihrem Impulsstatement den Fachkräftemangel thematisierte. „Vor einigen Jahren war der Fachkräftemangel noch kein großes Thema,“ erläuterte sie. Inzwischen berichten immer mehr Mitglieder, dass sie ihre Praxen verkleinern oder ganz aufgeben, da keine neuen Mitarbeiter gefunden werden können. Es stelle sich die Frage, was dies für die Versorgung der Patienten bedeute. Schubert betonte zudem, dass der Fachkräftemangel in der Heilmittelversorgung noch nicht in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen sei. Andere Gesundheitsberufe wie die Pflege oder Branchen wie Handwerk und Gastronomie gehen mit diesem Thema stärker an die Öffentlichkeit und konkurrieren mit den Heilmittelerbringern um den Nachwuchs. Bessere Arbeitsbedingungen, eine attraktive Vergütung und die Möglichkeit, eigenverantwortlich zu arbeiten sind Stellschrauben, die es zu drehen gilt. Vor allem den letzten Aspekt sieht Schubert als entscheidend: „Wir können mehr als das, was wir in den Praxen tun dürfen.“

Die berufliche Autonomie in Form des Direktzugangs ist auch für Ute Repschläger, stellvertretende SHV-Vorsitzende und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK) ein entscheidender Inhalt der aktuellen Diskussion auf dem berufspolitischen Parkett. Nach der Ankündigung des Bundesgesundheitsministers auf dem SHV-TherapieGipfel im November 2022, man wolle den Direktzugang ermöglichen, wartet die Branche gespannt auf die nächsten Entwicklungen. Repschläger fasste im Rahmen des SHV konkret noch einmal die wesentlichen Argumente für den Direktzugang zusammen: die Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung vor allem im ländlichen Bereich, die Möglichkeit für Therapeuten, ihre Fähigkeiten vollumfänglich einzusetzen und den Wunsch der Patienten nach einer selbstbestimmten Wahl ihrer Versorgung. „Das Gesundheitssystem kann vom Direktzugang nur profitieren. Darum kämpfen wir dafür,“ fasste Repschläger die Argumente zusammen. Die Ankündigung des BMG, mit dem Versorgungsgesetz II eine gesetzliche Basis für ein Modellvorhaben zum Direktzugang schaffen zu wollen, wertete sie als gutes Zeichen.

„Interprofessionelle Zusammenarbeit darf kein Lippenbekenntnis sein.“ – Dies war Aussage und Forderung von Hans Ortmann, stellvertretender SHV-Vorsitzender und Bundesvorsitzender des Verbands für Physiotherapie (VPT). Die Zusammenarbeit mit anderen Professionen des Gesundheitswesens verbessert nachweislich den Therapieprozess und das Behandlungsergebnis. Doch nur, wenn alle Beteiligten engagiert dabei sind, können Synergien entstehen. Klare Rahmenbedingungen, etwa als verbindliche Vorgaben der Politik an die verschiedenen Berufsgruppen und natürlich funktionierende digitale Prozesse seien daher wichtig, so Ortmann.
Wieder einmal bot das SHV konkret dem Publikum die Möglichkeit, sich die neuesten Entwicklungen der aktuellen Themen präsentieren zu lassen und Rückfragen zu stellen. Dass zahlreiche Messeteilnehmer dieser Aufforderung gefolgt sind, ermutigt den SHV, die Themen weiter zu verfolgen und im Sinne seiner Mitglieder für Verbesserungen für die Heilmittelerbringer einzutreten.

 

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