Nach Minusangebot der Kassen: Physiotherapieverbände leiten Schiedsverfahren über Vergütungssätze ein

Bei den Verhandlungen über die Vergütungsvereinbarung am 19. November 2024 sind der GKV-Spitzenverband und die maßgeblichen Physiotherapieverbände nicht zu einer Einigung gekommen. Daher wird nun ein Schiedsverfahren eingeleitet.

Die maßgeblichen Physiotherapieverbände hatten die Vergütungsvereinbarung mit dem GKV-Spitzenverband zum 31. Dezember 2024 fristgerecht gekündigt. Bereits in einem ersten Sondierungsgespräch über die Vergütungssätze für 2025 im Oktober 2024 hatten die Kassen ein unangemessenes Angebot von -0,42 Prozent vorgelegt – was de facto eine Senkung der Vergütung im Vergleich zum Vorjahr bedeutet hätte. Der GKV-Spitzenverband berief sich bei seinen Berechnungen auf eine rückwirkende (retrospektive) Betrachtung der von der Schiedsstelle im Jahr 2021 festgelegten Parameter. Die maßgeblichen Physiotherapieverbände forderten hingegen eine zukunftsgerichtete (prospektive) Betrachtung der Parameter sowie weiterer Punkte, beispielsweise die Berücksichtigung der steigenden Lohnnebenkosten, des steigenden Krankenstands oder der Altersvorsorge.

Bei einer retrospektiven Betrachtung werden lediglich die vergangenen Kostensteigerungen, wie die Inflation oder die Entwicklung der Sachkosten, in die Berechnungen einbezogen. Eine prospektive Betrachtung bezieht hingegen eine Prognose der zu erwartenden Kostenentwicklungen der Zukunft mit ein. Ein Wechsel von der bisherigen prospektiven Betrachtung zur retrospektiven Betrachtung, wie ihn der GKV-Spitzenverband vollziehen will, hätte somit eine Absenkung zur Folge, da die erwarteten Kostensteigerungen für 2024 bereits im vergangenen Jahr in die Preise eingeflossen waren und nun verrechnet werden müssten.

Im Verhandlungstermin versuchten die Parteien sich nun mit angepassten Forderungen anzunähern. Beide Seiten zeigten auch sehr deutlich den Willen, sich auf dem Verhandlungsweg entgegenzukommen. Der GKV-Spitzenverband machte im Verlauf der Verhandlung jedoch deutlich, dass er nur zu einer prospektiven Betrachtung bereit wäre, wenn die Physiotherapieverbände einzelne Forderungspositionen aufgeben. Gleichzeitig ließ er kein Entgegenkommen bei den Themen erkennen, die den Physiotherapieverbänden wichtig waren.  Eine weitere Reduzierung der Forderungspunkte der maßgeblichen Verbände wäre zum deutlichen Nachteil der Physiotherapie in dieser und möglichen Verhandlungsrunden in den nächsten Jahren geworden. Daraufhin erneuerte der GKV-Spitzenverband seine Absenkungsforderung, was zu einem Abbruch der Verhandlungen führte.

Auch wenn sich die Physiotherapieverbände der derzeitigen finanziellen Situation der Kostenträger bewusst sind, ist eine Vergütungsabsenkung selbstverständlich inakzeptabel. Auch vor dem Hintergrund des anhaltenden Fachkräftemangels ist eine angemessene Vergütung unabdingbar. Nur mit einer attraktiven Entlohnung als ein Baustein für gute Arbeitsbedingungen kann der Fachkräftemangel in der Physiotherapie nachhaltig entschärft werden. Denn erst vor wenigen Tagen hat eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftemangel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz einen deutlichen Mangel an Physiotherapeuten in Bezug auf die Fachkräftelücke im Gesundheitswesen ausgewiesen.

Die maßgeblichen Physiotherapieverbände haben sich daher entschlossen, die Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband nicht fortzuführen und werden nun formal ein Schiedsverfahren einleiten. Über die weiteren Entwicklungen werden die Verbände berichten.

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