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IFK-Wissenschaftspreis 2022: Frühförderung von Kindern und Jugendlichen mit Williams-Beuren-Syndrom

Mit dem Williams-Beuren-Syndrom (WBS) hat Maximilian Gillner eine eher seltene Erkrankung zum Thema seiner an der EU/FH Rostock eingereichten Bachelorarbeit gemacht. „Analyse des statischen und dynamischen Gleichgewichts mit anschließender Handlungsempfehlung zur Frühförderung von Kindern und Jugendlichen mit Williams-Beuren-Syndrom“ lautet der Titel der Arbeit, mit der er beim IFK-Wissenschaftspreis 2022 in der Kategorie Bachelor Literatur/Konzept den zweiten Platz erreichte.



Das WBS zählt zu den seltenen Chromosomenstörungen des Menschen und zeichnet sich neben einem klassischen kognitiven Profil durch motorische Entwicklungsverzögerungen aus. Die Gleichgewichtsfähigkeit spielt neben weiteren koordinativen Fähigkeiten eine entscheidende Rolle bei der Aufrichtung des Körpers gegen die Schwerkraft und ermöglicht die Fortbewegung im Raum. Im Hinblick auf unklare Schwerpunktsetzung bei physiotherapeutischen Interventionen müssen statische und dynamische Gleichgewichtsfähigkeiten genauer analysiert werden, um Handlungsempfehlungen für evidenzbasierte Therapieansätze aussprechen zu können.


Für Gillner ergibt sich daher die Frage, wie sich das dynamische und statische Gleichgewicht von Kindern und Jugendlichen mit WBS von gleichaltrigen Personen ohne Gendefekt unterscheidet. Mittels Sekundäranalyse eines Datensatzes des PINFOR-Instituts, wurden CoP-Verschiebungsparameter (Posturgraphie) und Weg-Zeit-Parameter (Ganganalyse) von 18 Kindern und Jugendlichen mit WBS im Altersvergleich ausgewertet und anschließend mit repräsentativen Normwerten aus der Literatur verglichen.


Es zeigte sich, dass Kinder und Jugendliche mit WBS verminderte posturale Kontrollfähigkeiten im Vergleich zu normalentwickelten Kindern aufweisen. Erhöhte Variabilität der Gangparameter sowie ein signifikant verzögerter Anstieg der Weg-Zeit-Parameter beim Gehen sprechen ebenfalls für verminderte dynamische Gleichgewichtskontrollfähigkeiten.


Obwohl die physiotherapeutische Frühförderung ein breites Feld an Therapieansätzen bietet, ist nur in wenigen Fällen die Wirksamkeit gut belegt. Allgemein wird vermutet, dass bei der Behandlung von Gleichgewichtsdefiziten von entwicklungsgestörten Kindern aufgabenorientierte Behandlungsansätze am effektivsten sind. Gillner schließt daher, dass diese auch für WBS-Patienten empfohlen werden können. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse lassen seiner Einschätzung nach eine hohe Wirksamkeit von Tanz- und Bewegungstherapie mit musikalischer Begleitung vermuten.


Wir gratulieren Maximilian Gillner sehr herzlich!


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