Zeit für mutige Entscheidungen: Direktzugang Physiotherapie jetzt gestalten

Insbesondere die demografische Entwicklung und die zunehmende Multimorbidität älterer Menschen stellen die Gesellschaft und das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Wachsender Fachkräftemangel, knappe Ressourcen, ineffiziente Zuweisungsprozesse: ein Überdenken der bisherigen Aufgabenverteilung innerhalb der Gesundheitsberufe ist längst überfällig. Der IFK setzt sich in diesem Kontext weiterhin entschieden für die Einführung des Direktzugangs zur Physiotherapie in Deutschland ein. Das heißt, dass der Patient direkt den Therapeuten – ohne Umweg über den Arzt – aufsuchen und der Therapeut Heilmittel verordnen können soll.

Nachdrücklich untermauert wurde die Argumentation pro Direktzugang durch die Anfang des Jahres 2018 veröffentlichten Ergebnisse zum Modellvorhaben von der BIG direkt gesund und dem IFK. Trotz der gesetzlichen Begrenzung, die eine vollständige Untersuchung des Direktzugangs in der Praxis nicht ermöglicht, konnte nachgewiesen werden, dass eine übereinstimmende bis bessere Versorgungsqualität erreicht wird, wenn Physiotherapeuten über Art, Umfang und Frequenz des Heilmittels selbst entscheiden – und das ohne die vielfach befürchtete Kostenexplosion. Aus Sicht des IFK kann daher jetzt ausschließlich die Schaffung der Voraussetzung für die Erprobung des Direktzugangs in Deutschland durch den Gesetzgeber der nächste plausible Schritt sein. Zu einer entsprechenden Empfehlung gelangen u. a. auch die renommierten Experten des Sachverständigenrat-Gesundheit (SVR) in dem Gutachten „Bedarfsgerechte Steuerung der Gesundheitsversorgung“ aus dem Jahr 2018.

Einzig im Rahmen eines Modellvorhabens Direktzugang könnten Lösungsansätze für derzeit noch offene und kontrovers diskutierte Fragen hinsichtlich der Versorgungsqualität (z. B. Patientensicherheit) und Effizienz (z. B. Budgetverantwortung) erarbeitet und tatsächlich erprobt werden. Ein weiteres Modellvorhaben zum Thema Blanko-Verordnung verspräche hier wiederum keine neuen und konstruktiven Erkenntnisse. Vor diesem Hintergrund hat IFK-Vorstandsvorsitzende Ute Repschläger in einem Thesenpapier im Einzelnen begründet, warum die Blanko-Verordnung lediglich den Ärzten in die Hände spielt und weshalb nur der Direktzugang den Physiotherapeuten die volle professionelle Autonomie verschafft.

Das vollständige IFK-Thesenpapier steht hier zum Download bereit.
Der Ergebnisbericht zum IFK-Modellvorhaben kann hier abgerufen werden.
Das Gutachten des SVR steht hier zur Verfügung.

Weitere Artikel

TI-Anbindung im Heilmittelbereich: Verbände fordern Verschiebung der Anbindungspflicht

2025 | 30.05. Laut § 360 Absatz 8 SGB V ist für Heilmittelerbringer eine Anschlussfrist an die TI zum 1. Januar 2026 vorgesehen. Führende maßgebliche Berufsverbände, darunter auch der IFK, halten diesen Zeitplan aus verschiedenen Gründen für nicht sinnvoll und fordern das Bundesgesundheitsministerium auf, die TI-Anschlussfrist für Heilmittelerbringer zu verschieben.

GKV-Spitzenverband reicht Klage gegen die Schiedsstelle Heilmittel ein

2025 | 27.05. Im Schiedsspruch vom 19. März 2025 hat die Schiedsstelle Heilmittel eine Vergütungssteigerung von 4,01 Prozent bzw. 8,02 Prozent für das zweite Quartal 2025 für die Physiotherapie festgelegt. Mit diesem Ergebnis scheint der GKV-Spitzenverband eindeutig nicht zufrieden zu sein.

IFK-Rechtsberatung: Behandlungsverträge

2025 | 26.05. Schnell ist der Ärger groß, wenn für Patienten wegen Ausfällen oder ähnlichem Gebühren anfallen. Da ist es gut, wenn man das Recht auf seiner Seite weiß: Mit einem Behandlungsvertrag stellt man nicht nur sicher, dass die gesetzlichen Anforderungen des BGB erfüllt werden.