Barmer publiziert Heil- und Hilfsmittelreport 2017
Am 04. Januar 2018 veröffentlichte die Barmer den Heil- und Hilfsmittelreport 2017. Die jährliche Analyse der Krankenkasse befasst sich auf 162 Seiten mit der Versorgung der Barmer-Versicherten mit Heil- und Hilfsmitteln im Jahr 2016. Besonders auffällig ist dabei, dass die Ersatzkasse den Heil- und Hilfsmittelbereich als kostenintensiven Faktor darstellt, der durch massiv steigende Ausgaben und regionale Unterschiede bei den Kosten gekennzeichnet sei.
Die Ausgaben der Barmer für Heilmittel im Jahr 2016 sind laut Heil- und Hilfsmittelreport 2017 um drei Prozent beziehungsweise 26 Millionen Euro gestiegen. Bei den Hilfsmitteln verzeichnet die Kasse eine Steigerung von neun Prozent und Mehrausgaben von 84 Millionen. Die Ausgaben für Physiotherapie stiegen laut Barmer 2015 und 2016 um jeweils fast fünf Prozent.Diese Steigerungen sind allerdings nachvollziehbar, denn die Grundlohnsumme lag ebenso wie die Steigerung der Vergütungspreise 2015 und 2016 bei 2,53 Prozent bzw. 2,95 Prozent. Die demografische Entwicklung erfordert darüber hinaus einen jährlich wachsenden Bedarf an Physiotherapie. Sowohl der GKV-Spitzenverband als auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) bestätigen dies regelmäßig durch die Festlegung der Rahmenvorgaben der Heilmittelvolumina nach § 84 Abs. 6 i. V. m. Abs. 7 SGB V , die erforderliche Mengensteigerungen von jährlich rund vier bis sechs Prozent implizieren. Allein um dies sowie die Preissteigerungen in Höhe der Grundlohnsumme abzudecken, wären also eher Ausgabensteigerungen von mindestens sieben Prozent nötig gewesen.
Die Barmer selbst räumt ein, dass die Gesamt-Ausgabensteigerungen in der GKV mit 23 Prozent für die Jahre 2013-2016 höher ausfallen als bei den Heilmitteln, deren Steigerung 19 Prozent betrug. Für Heilmittel betragen die Ausgabensteigerungen in diesem Zeitraum pro Jahr durchschnittlich ca. sechs Prozent.
Der Barmer Heil- und Hilfsmittelreport 2014 besagte, dass die Versorgungsrate in der Physiotherapie 2012 bundesweit nur bei durchschnittlich 79 Prozent lag. Das heißt, nur 79 Prozent aller ärztlichen Diagnosen, die gemäß Heilmittelkatalog einer physiotherapeutische Behandlung bedurft hätten, führten tatsächlich zu einer Behandlung. Diese Werte variierten wiederum regional (z. B. NRW mit 54 Prozent und Sachsen mit 94 Prozent), weisen aber allesamt auf eine Unterversorgung hin. Die in dem Heil- und Hilfsmittelreport 2017 festgestellten regionalen Unterschiede bei den Ausgaben pro Versichertem deuten aus Sicht des IFK darauf hin, dass in einigen Bundesländern (z. B. Westfalen-Lippe) zu wenig Physiotherapie verordnet wird.
Dass der Gesetzgeber die Grundlohnsummenbindung im Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) aussetzte, liegt an der prekären Lage in der Physiotherapie und war dringend erforderlich. Um dem Fachkräftemangel wirksam zu begegnen, muss die Attraktivität des Berufsstands deutlich erhöht werden – dies erfordert nicht zuletzt auch monetäre Anreize. Die Preissteigerungen von durchschnittlich rund zehn Prozent im Jahr 2017 zeigen, dass auch die meisten Krankenkassen dieses Problem endlich erkannt haben. Die hieraus folgenden Ausgabensteigerungen sind politisch gewollt und absolut notwendig, um die Versorgung mit Physiotherapie auch zukünftig sicherstellen zu können.
Zum Download finden Sie den aktuellen Barmer Heil- und Hilfsmittelreport 2017 hier.